Anja Kässner wandert und bringt uns einiges mit
Redaktion & Text: Henriette Frädrich
Wenn stille Wasser tief sind, dann ist Anja der beste Beweis dafür. Anja braucht nicht die große Show und Tschakka-Schreilautrum-Trallala, nein, Anja berührt, bewegt und inspiriert mit ihrer gnadenlosen Unaufgeregtheit und Klarheit. Und so ist es auch kein Wunder, dass sie sich schon intensiv mit dem Thema “Intro vs. Extro” auseinandergesetzt und darüber einen wunderbaren, klaren und herrlich unaufgeregten Talk gehalten hat: Transparency: A guide to Openness for introverts (& friends).
Die facettenreiche Kölnerin arbeitet selbständig als Digitalstrategin und gründete Workshopmacher. Nebenbei schreibt und illustriert sie. Die Diplom-Informatikerin (FH) arbeitet kollaborativ und interdisziplinär (Hallo New Work!), mit einer großen Portion Neugier und “Yes, and!”-Haltung.
Anja beobachtet und hinterfragt die Dinge. Ist alles wirklich so, wie es scheint? Gibt es nicht noch andere Modelle und Konzepte? Und welche davon passen zu mir?
So führte sie zum Beispiel die Frage “Was will ich denn wirklich, wirklich?” auf eine zweimonatige Wanderung entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Denn Anja, teils im Osten, teils im Westen aufgewachsen, fragte sich, wie relevant diese Grenze noch immer ist.
Anja machte sich also auf den Weg. Allein. Ihre Eindrücke und Erkenntnisse? Vielfältig. Einfach mal Pause machen und zwei Monate aussteigen, geht das denn? Ja, es geht. Aber sehr wohl in dem Bewusstsein, dass genau das Luxus und Freiheit ist. Sich auf den Weg machen ist das Gegenteil von Stehenbleiben. Zu erkennen, dass einem nichts fehlt. Blockaden erkennen. Gar keine Angst haben, aber ständig damit konfrontiert werden.
“Mir ist bewusst, dass es ein großer Luxus ist, einfach so Pause machen zu können (ganz so einfach war es ohnehin nicht). Geld zur Seite zu legen, um das zu tun, aber auch einfach die Möglichkeit und Freiheit, das zu tun. Es ist ein Geschenk. Genauer gesagt: ein Geschenk, das ich mir selbst gemacht habe. Denn vor meiner Tür stand vor einem Jahr niemand und hat gesagt: Bitteschön, hier sind sechs Monate frei, finde mal in Ruhe heraus, was du machen willst. Ich denke, wenn wir die Frage für uns persönlich beantworten wollen, dann sollten wir auch bereit sein, zu investieren. Ob das freie Zeit ist, oder ein Coaching, oder was auch immer die Antwort für jemanden persönlich ist: Hauptsache nicht hoffen, dass sich etwas von allein ändert.” MEHR
Beim GUK hat Anja über die Geschichten und Ideen gesprochen, die ihr auf ihren Wanderungen quer durch Deutschland buchstäblich über den Weg gelaufen sind. Geschichten über das eigene Wegefinden und Grenzenüberwinden. Das sind innere wie äußere Grenzen, echte Menschen, und immer wieder die Frage , was denn einen Ort zu einem Lieblingsort macht.
Hier Anjas Vortrag vom ersten GUK am 26.10.2019 in voller Länge: