Kopftuchmädchenpower - laut, vielfältig und ungebremst: Dalal Mahra

Liebe Uschis, glaubt ihr, es ist eine gute Idee, wenn ich als kartoffeligste Atheisten-Kartoffel über Kopftücher schreibe? Ihren Sinn, Zweck und den ganzen Rest? Nee? Ich auch nicht. Ich tue es aber natürlich trotzdem.

Wie in der Einleitung unschwer zu erkennen, habe ich keinerlei eigene Erfahrung mit dem Tragen von Kopftüchern. Aber natürlich habe ich Meinungen dazu, wenigstens irgendwie kompliziert diffuse.

Einerseits fühlt es sich für mich falsch an, wenn Frauen glauben, sich verhüllen zu müssen, andererseits ist die Debatte um eventuelle Verbote von Kopftüchern (in welcher Form auch immer) auch eklig, denn die Vorstellung, der Staat würde mir vorschreiben, was ich tragen darf, löst starke Rebellionsreaktionen in mir aus.

Ich habe wenig Ahnung, aber viel Meinung. Blöde Kombi – aber zum Glück gibt es Dalal

Wie viele andere Menschen (in Deutschland) habe auch ich gewisse vorgefertigte Annahmen in meinem Kopf, wenn ich eine Frau mit Kopftuch sehe.

„Die arme Frau MUSS sich verschleiern...“
„Ob ihr Mann sie dazu zwingt?“
„Wahrscheinlich hat sie nie etwas anderes kennengelernt...“

Ich brauche euch natürlich nicht sagen, dass diese Annahmen sowieso erstmal Quatsch sind, oder? Da sind sie trotzdem. Dann benutzt die böse Hexe, äh Alice Weidel „Kopftuchmädchen“ als Synonym für schlecht integrierte Frauen – und ZACK ein Stigma ist geboren, verfestigt und verbreitet.

Zum Glück gibt es geile Uschis wie Dalal Mahra, die diese Klischees nehmen, den Staub runterpusten und sie ordentlich zurecht polieren. Denn Dalal ist eine selbstbewusste, gebildete Medienunternehmerin ... mit Kopftuch. Welches sie freiwillig trägt. Wie viele andere Muslimas auch.

Auf Ihrem Instagram-Kanal Kopftuchmädchen vermittelt Dalal einen authentischen Einblick in das Leben und den Alltag muslimischer Frauen. Denn, wie wir an meiner ahnungsfreien Einleitung erkennen konnten, wird dieser Gruppe viel zu wenig Beachtung geschenkt. Der Blick auf muslimische Frauen kann nur authentisch dargestellt werden, wenn nicht wir über sie reden, sondern sie selbst mit uns. Und das tut Dalal Mahra. Auf Social Media und als Keynote-Speakerin.

Dalal beschreibt es so:

„Muslimische Frauen in unserer Gesellschaft sind immer noch benachteiligt und haben häufig nicht die gleichen Chancen wie andere. Sie erleben Diskriminierung und Ausschluss aufgrund ihres Frauseins und ihrer sichtbaren Zugehörigkeit zum Islam. Dies wird durch stereotypische Darstellungen in den Medien und einseitige Diskurse in Politik und Gesellschaft verstärkt. Häufig kommen muslimische Frauen nicht selbst zu Wort, sondern es wird über sie gesprochen statt mit ihnen. Das möchte ich mit Kopftuchmädchen verändern. Der Zuspruch der Kopftuchmädchen-Community, Unterstützung von einer wundervollen Unternehmerin und dem Media Lab Bayern haben mich bestärkt, ein Medienunternehmen aus Kopftuchmädchen zu machen.“

Wie groß der Bedarf ist, als Muslima öffentlich über die eigenen Erfahrungen zu sprechen, zeigt sich durch die ungeheure Nachfrage und den Erfolg von Dalals Kanälen. Vor allem die Beschreibungen offener Anfeindungen brechen mir das Herz und machen mich tierisch wütend. Denn, wenn es tatsächlich darum ginge, unterdrückten Frauen zu helfen sich vom Kopftuch zu befreien, müsste man ja besonders offen und freundlich zu ihnen sein, oder?

Letztendlich ist auch diese „Wir helfen muslimischen Frauen, also verbieten wir Kopftücher, Burkas o.ä.“ einfach nur eine bescheuerte Ausrede, um nicht sagen zu müssen, dass man eine Kultur, die man gruselig findet, weil man sie nicht versteht, nicht sehen möchte. Um nicht mit dem eigenen Unwissen konfrontiert zu werden.

„Vom online Aktivismus auf Instagram haben wir uns zu einem Medien-Startup entwickelt, das inspirierende Videos über muslimische Powerfrauen produziert und diese bei Network Events mit unserer Community vernetzt.“ mehr

Barrieren in Köpfen zerbrechen

Wenn wir ganz ehrlich sind, passt für viele von uns doch ein Kopftuch zu tragen und eine Powerfrau / geile Uschi / generell emanzipiert zu sein, nicht wirklich zusammen, oder? Wie schade. Denn natürlich gibt es grandiose, starke, kluge, wunderbare muslimische „Powerfrauen“. Die sehen wir vielleicht nur nicht, weil wir uns auf blöde Stereotype versteifen und diejenigen, die diese auch noch bestätigen. Leider.

Also schauen wir lieber auf Dalal und die coolen Frauen, die sie auf ihren Kanälen vorstellt. Ich kann jedem nur empfehlen, sich den YouTube und Instagram Kanal mal anzusehen, die dort vorgestellten Frauen sind supercool, spannend und inspirierend. Dalal bringt sie zusammen und gibt ihnen eine Plattform, auf der sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen teilen können. Damit in Zukunft auch schrecklich unwissende Personen, wie ich, viel mehr über Muslimas in Deutschland lernen, ihre bekloppten Vorurteile abbauen und wirklichen Austausch ermöglichen.

Dalal hat inzwischen auch den ersten Podcast über muslimisches Dating in Deutschland „Küss mich Kismet”.

Aber nicht nur im Social Media Bereich bietet „Kopftuchmädchen“ einen sicheren und inspirierenden Hafen für Muslimas in Deutschland. Auch bei den Network-Events gibt es die Möglichkeit für die Kopftuchmädchen-Community einander kennenzulernen und sich gegenseitig zu vernetzen.

Da haben wir (also jedenfalls ich) mal wieder was gelernt! Dalal nahm eine abwertende Bezeichnung einer Rechtspopulistin (oder „wertekonstervativen Politikerin“) und drehte sie in eine des Empowerments um (ja, wir mögen das Wort eigentlich nicht, aber hier passt es). Mit Mut, Zuversicht und Vertrauen baut sie eine Community auf, in der sich andere Muslima in Deutschland sicher und verstanden fühlen. Ganz viel Liebe und Applaus von mir dafür!