Alle Waffen nieder! Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner

 

Redaktion: Marie Spitznagel


Aus aktuellem Anlass. #UKRAINE 💙💛Und eigentlich aus Immer-Anlass. Alle Waffen nieder. Krieg ist so, so, so sinnlos. 💔

Anm. der Redaktion: Unsere Redakteurin Marie hat diesen Text bereits vor einigen Wochen geschrieben, wie immer fluffig, fröhlich, frei. Dass sich die Ereignisse nun so überschlagen, ist unfassbar. Und wir fragen uns: Wie kann das sein? Warum kann eine Werte-Welt-Gemeinschaft all das nicht verhindern? Umso eindringlicher und wichtiger sind die Thesen und die Arbeit unserer hier vorgestellten “History Uschi”. Krieg, fast ausschließlich von größenwahnsinnigen Männern geführt und hörigen Männern umgesetzt, war schon immer einfach nur Scheiße und komplett sinnlos.


Liebe Uschis, heute schauen wir wieder zurück in die Geschichte of coole Frauen! Denn es gibt so viele geile Uschis in der Menschheitsgeschichte, von denen wir viel zu wenig wissen. 

Heutiges Beispiel: Wer von euch kennt Bertha von Suttner? Das war ´ne verdammt coole Uschi, die ein wildes Leben geführt und tolle Dinge erreicht hat. Also, rollen wir heute mal den roten Teppich für sie aus!


Wer war Bertha überhaupt?

Um ehrlich zu sein, war mir ihr Name lange nur von Straßenschildern bekannt, bevor ich angefangen habe, für diese Rubrik zu recherchieren. Wir wissen ja generell eher wenig über die meisten Menschen, nach denen Straßen in unserem Umfeld benannt werden. Außer es gibt eine Petition, um eine bestimmte Straßenbenennung rückgängig zu machen. Vielleicht sollten wir aber viel öfter von den guten Menschen hören, nach denen man gerne Straßen benennt. Wie Bertha! 

Berthas Lebensgeschichte liest sich wie ein Roman – unheimlich spannend, glücklich und tragisch zugleich. Ihr Vater starb noch vor ihrer Geburt (und war zu dem Zeitpunkt bereits 75 Jahre alt), ihre Mutter verzockte dann das übrige Familienvermögen, weswegen Bertha trotz ihrer adligen Herkunft 1873 eine Stelle als Kindermädchen und Hauslehrerin annehmen musste. Dort lernte sie ihren späteren Mann Arthur kennen, der sieben Jahre jünger war als sie. Der Umstand des Kennenlernens und der Altersunterschied in jungen Jahren ist, aus heutiger Sicht, etwas problematisch, damals aber war es ein handfester Skandal, wegen dem Bertha ihre Stelle verlor und von ihrer späteren Schwiegermutter nach Paris vermittelt wurde. Dort arbeitete sie kurzzeitig für Alfred Nobel, reiste dann nach Wien und brannte von dort mit Arthur durch, um heimlich zu heiraten.

Ohne die Unterstützung seiner reichen, adligen Familie mussten die beiden sich allein durchschlagen. Sie zogen nach Georgien und lebten in Tiflis. Bertha nahm Jobs als Lehrerin an und schrieb Bücher, ihr Mann begann Reiseberichte zu schreiben und zeichnete Tapetenmuster. Laut ihren Tagebüchern war diese Zeit zwar hart, aber die beiden waren glücklich miteinander. 

1877 begann der Russisch-Türkisch Krieg, der sich direkt um die neue Heimat der Suttners herum ausbreitete. In dieser Zeit begann Arthur, Berichte über den Krieg in deutschen Wochenblättern zu veröffentlichen, beide schrieben Essays und Kriegsberichte, Bertha häufig unter dem Pseudonym B. Oulot. 1885 kehrten sie gemeinsam nach Wien zurück, söhnten sich mit Arthurs Familie aus und bezogen das Familienschloss in Harmannsdorf.


Alle Waffen nieder!

Auch nach der Rückkehr nach Österreich blieb sie journalistisch aktiv. Die Erfahrungen des Krieges ließen Bertha nie wieder los. In den nächsten Jahren entwickelte sie sich zu einer der wichtigsten Stimmen der Friedensbewegung und war auch die erste Frau, die den Friedensnobelpreis im Jahr 1905 gewann. Ihre Bücher und Essays beschäftigten sich hauptsächlich damit, dass sie Krieg für einen unnatürlichen Zustand hielt. Zudem reiste sie zu zahlreichen Friedenskonferenzen in Europa, zum Teil gründete sie diese auch erst. 

Ihre beiden wichtigsten Anti-Kriegs-Bücher verfasste sie dann in ihren Vierzigern. 

1886 schrieb sie das Buch „High Life“, in dem sie den Respekt vor dem Menschen und seiner freien Entscheidungskraft thematisierte. Im Herbst 1889, da war sie 46 Jahren alt, veröffentlichte sie den pazifitischen Roman „Die Waffen nieder!“. Darin beschrieb sie die Schrecken des Krieges aus der Sicht einer Ehefrau. Dieses Buch wurde ihr größter literarischer Erfolg, erschien in 37 Auflagen und wurde in zwölf Sprachen übersetzt. Das traf natürlich den Nerv der Zeit, denn in Europa brodelte es schon damals gewaltig. Es gab heftigste Diskussionen über Militarismus und Krieg, die wilden Verknüpfungen und Zusammenschlüsse zwischen Ländern, die später dann den ganzen Kontinent in einen Krieg ziehen würden, waren damals schon erkennbar.

Die damalige pazifistische Diskussion betrachtete Frieden als einen naturrechtlichen Normalzustand und den Krieg als menschlichen „Irrwahn“, das mache den Frieden völkerrechtlich einforderbar. Letztendlich forderte Bertha damals schon ein internationales Kriegsgericht und Friedenspakte, wie die EU (jedenfalls in ihren Grundzügen). Wir leben jetzt in der längsten innereuropäischen Friedensphase, ___STEADY_PAYWALL___ die jemals aufgezeichnet wurde. Und auch wenn wir niemals vergessen dürfen, was aktuell an den EU Grenzen passiert, ist es doch wichtig, sich das immer wieder vor Augen zu führen. 

Bertha starb am 21. Juni 1914, wenige Wochen vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Vor dem hatte sie wiederholt gewarnt und ich bin fast erleichtert, dass sie ihn nicht miterleben musste. Im Herbst 1914 war der nächste Weltfriedenskongress in Wien vorgesehen. Natürlich fand er nie statt. Ihr Freund und Mitstreiter Alfred Hermann Fried überlieferte in seinem Nachruf ihre letzten Worte: 

„Die Waffen nieder! – – sag’s vielen – vielen.“


Was lernen wir jetzt von Bertha?

Gerade vor dem Ersten Weltkrieg gab es bereits eine große pazifistische Bewegung, für die Bertha von Suttner zentral war. Ihre These, dass Krieg ein unnatürlicher Zustand ist, würde ich sofort unterschreiben. Die Aussage „Die Waffen nieder“ klingt für mich nach dem Vorgänger von „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“.

Ich wünschte mir, diese Bewegung wäre damals erfolgreicher gewesen. 

Noch mehr wünsche ich mir aber, nicht das Gefühl zu haben, dass wir diese Bewegung jetzt wieder ganz dringend bräuchten. 


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Ein Artikel von Marie Spitznagel


Berthas Buch “Die Waffen nieder” ist einmal mehr Pflichtlektüre. HIER könnt ihr es bestellen.


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