Utopie und Hoffnung

 

Redaktion: Marie Spitznagel

Liebe Uschis, während einige von uns in eine Art Winterstarre verfallen, ist es vielleicht Zeit, über ein paar Dinge nachzudenken. Finde ich jedenfalls.

Wir haben zwei sehr herausfordernde Jahre hinter uns, und es erschreckt mich, wie hauchdünn die Schicht an Zivilisation über dem Moloch an Panik, Hass und BähBäh tatsächlich ist. Doch gleichzeitig erschreckt mich, mit welcher masochistischer Lust wir uns genau darauf konzentrieren. 

Ist euch mal aufgefallen, wie kollektiv negativ wir alle als Gesellschaft inzwischen so sind? Egal ob es um den Klimawandel, Corona, Bildung oder Weihnachten mit der Familie geht, es ist nicht nur normal, sondern auch richtig, alles nur noch Scheiße zu finden. 

Sorry, aber ich möchte diesen Trend nicht mehr mitmachen. Es gibt schöne Dinge da draußen. Ich mag die meisten Mitglieder meiner Familie. Aber mir fehlen die kleinen Hoffnungsfenster da draußen, denn auch in der Popkultur muss inzwischen alles grau und edgy und düster sein. Was für ein Mist.

Kultur als Lackmustest ihrer Zeit

Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster (eigentlich nicht wirklich, aber ich tue mal so) und behaupte, dass die populäre Kultur einer Epoche ganz viel über sie aussagt (Krasse Behauptung, wer hätte das gedacht).In einer Epoche der Hoffnung und des Aufbruchs sind die Farben hell, strahlend, die Musik ist fröhlich, die Geschichten sind voller Hoffnung. 

Vergleichen wir also mal den Batman von 2008 oder 2018 mit dem Batman von 1966. Nichts gegen Christian Bale, der ist mir erstmal lieber als Adam West, aber inhaltlich ist dieser Vergleich doch deprimierend. Wie viel cooler ist es, einen bösen Superverbrecher mit dem Hustle in die Schranken zu weisen, anstatt gleich sein eigenes Zuhause in Brand zu setzen. 

Das Pseudoargument „Realismus“ lasse ich an dieser Stelle übrigens nicht gelten. Erstens brauche ich keinen Realismus, wenn ich mir eine Serie oder einen Film ansehe (außer es ist eine Dokumentation), und zweitens geht es hier um einen jungen Mann, der reich aufwächst und trotzdem kein verschwendungssüchtiger Egomane mit Drogenproblem geworden ist (und der sich als Fledermaus verkleidet, um Verbrechen zu bekämpfen). Es geht mir nur darum zu zeigen, wie sehr wir uns in den letzten Jahrzehnten in ein kollektives Schlechtfühlen hineingesteigert haben. Nicht mal mehr Star Trek lässt man in seiner Utopie sein. 

Ich will wieder Hoffnung, ich will Träume, ich will den Glauben daran, dass alles wieder gut werden kann. Denn wenn wir den nicht mehr haben, warum bleiben wir denn dann alle überhaupt? Was soll unser Leben, unsere Kultur, unser Sein für eine Bedeutung haben, wenn wir doch sowieso davon ausgehen, dass wir alle dem Untergang geweiht sind?

Ja, wir haben viele große Herausforderung vor uns und einige sind wahrscheinlich auch so groß, dass wir sie nicht meistern werden. Aber können wir bitte alle einfach aufhören, kollektiv schreiend im Kreis zu rennen? (Bzw. schmollend vor uns hinzuschlurfen) Sogar „Spaziergang“ ist inzwischen ein böses Wort, weil Menschen es dazu gemacht haben – und weil wir sie gelassen haben. 

Können wir wieder hoffen können?

 Wir brauchen wieder Utopie und wir brauchen wieder Hoffnung. Ich habe die ganze Zeit das Bedürfnis, mich für den Kitsch in diesem Satz zu entschuldigen, das ist doch traurig. Hoffnung ist kein Kitsch, es ist eine Überlebensstrategie. Ohne eine Vorstellung einer lebenswerten Zukunft können wir uns auch einfach alle in Joscha Sauers Cartoon-Lemminge verwandeln.

Ich möchte wieder mein Sechziger-Jahre-Star-Trek zurückhaben. Denn diese Serie ist der Inbegriff der lebenswerten Zukunft. Einer Zukunft, in der der Kapitalismus überwunden werden kann, in der Menschen nicht reisen, um sich zu bereichern, sondern um zu erfahren, um zu wissen und zu entdecken. 

Ich will Star Trek, das an die Macht der gewaltlosen Völkerverständigung glaubt. Die erste Staffel der Originalserie hatte keine bösen Alienrassen, da gab es Missverständnisse, Spaceviren und ein ungezogenes Kind, das die Enterprise auf seinen Spieleplaneten lockte und dafür später von seinen Eltern Galaxiearrest bekam (kein Scheiss, das ist wirklich passiert). 

Star Trek hat in seinem radikalen Glauben an die Gleichwertigkeit von Menschen den ersten Kuss zwischen einer schwarzen ___STEADY_PAYWALL___ Frau und einem weißen Mann im amerikanischen Fernsehen gezeigt. Um so etwas machen zu wollen, muss man daran glauben, dass Menschen gut sind und diese Veränderungen sehen wollen. 

Aber nein, heute muss alles dunkel und düster sein. Als ob die Realität es nicht schon genug wäre. 

Leben beeinflusst Kunst beeinflusst Leben beeinflusst Kunst 

Ich möchte, dass wir uns darauf konzentrieren, dass die meisten Menschen gut und nett sind. Ja, Misanthropie ist irgendwie gerade super trendy und sexy, aber wisst ihr, was es auch ist? Eine wirkliche Scheiß-Angewohnheit, wenn man in einem sozialen Gefüge lebt. 

Wir alle sollten mehr nach den guten Dingen schauen, die kluge Menschen gesagt haben und weniger auf die Verbal-Diarrhö von lauten Deppen achten. 

Die Mehrheit ist geimpft, und diejenigen die sich immer noch nicht haben impfen lassen, sind zu einer großen Mehrheit vorsichtig und zurückhaltend. Es ist ein kleiner Teil, der aggressiv provozierend ist. Warum konzentrieren wir uns auf die? Es gibt so viele nette tolle Menschen, die ich auf Social Media kennen gelernt habe, warum konzentriere ich mich trotzdem auf die Arschlöcher, die rumrennen? Das ist doch bescheuert. 

Für 2022, ganz egal wie mies und anstrengend und herausfordernd dieses Jahr werden wird, lasst uns doch bitte einfach alle mal auf wunderbare, wunderschöne, großartige Dinge schauen, die passieren. Es gibt so viel. Wir können für so viele Dinge dankbar sein. Es gibt so viele Dinge, die wir erreichen können, wenn wir uns eine gute Zukunft vorstellen können und dann ins Tun kommen. Solange wir davon ausgehen, dass wir sie sowieso nicht erreichen werden, haben wir keine Chance.

Vielleicht bekomme ich dann auch endlich wieder ein paar Utopien. Wir haben sie alle nötig.


READ MORE ABOUT THE USCHIS

USCHIVERSUM: THE USCHI-BLOG


NEUES VON DEN USCHIS

NEWS: INFOS, BUZZ, DIES & DAS


LISTEN TO THE USCHIS

PODCAST: USCHIS AUF DIE OHREN


SHOP THE USCHIS

HABENWOLLEN: USCHI-MUSTHAVES

 

Wer oder was sind die “geilen Uschis”? Das erfährst du HIER!


Ein Artikel von Marie Spitznagel


UschibuchBella Bartels