Nushunize the Uschiversum: Netzwerkprofi Melly Schütze

Hallo liebe Uschis, heute beginne ich meinen Text mal weniger nett und mehr auf eine Weise, die (zumindest bei mir) dezenten Pulsanstieg verursacht.

Ich schreibe jetzt gleich etwas in all Caps und ihr müsst euch vorstellen, ich wäre irgendein neoliberaler Geschäftsdude, der seinen Karrierestart in Papas Firma hatte und inzwischen fett geerbt hat, aber auf Instagram total tolle Tipps für junge Entrepreneure teilt (seine Seite heißt bestimmt AlphamaleMindset23 oder so): “Frauen haben die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt, sie müssen nur mehr NETZWERKEN”. Man kennt diese Dudes, oder?

Was soll das eigentlich bedeuten?

Ja, was ist “netzwerken” eigentlich? Letztendlich ist es nur ein fancy Wort für “Menschen kennen und Beziehungen knüpfen, die letztendlich zu Vorteilen im Beruf führen können”. Also prinzipiell eine logische und naheliegende Maßnahme. Leider ist das auch der Grund, warum Männer noch immer an uns Frauen beruflich vorbeiziehen.

Es gibt so viele bestehende Netzwerke für Männer, die von Vätern an ihre Söhne weitergegeben werden.

Wir Frauen müssen sie uns erst noch aufbauen und dabei noch locker 200 Jahre Männerklüngelclubs ausgleichen. Ein extremes Beispiel: Boris Johnson und 21 andere englische Premierminister waren auf der gleichen Schule, dem Eliteinternat Eton.

Natürlich gibt es da Verbindungen unter den (Ex)Schülern. Eben ein Netzwerk.

In England, in dem es Jungeninternate wie Eton seit 600 Jahren gibt, sind diese Strukturen natürlich nochmal verwurzelter, aber auch wir in Deutschland haben diese verkrusteten Verbindungen zwischen etablierten Gruppen.

Deswegen ist es so wichtig, dass wir Frauen uns miteinander zusammenschließen. Nicht als “Racheakt”, sondern als Ausgleich. Es ist auch überhaupt nichts Unmenschliches daran, natürlich verlassen wir uns gerne auf persönliche Empfehlungen und Bekannte, wenn wir wichtige Positionen zu besetzen haben. Und wir können nur jemanden um Tipps und Empfehlungen bitten, wenn wir diese Person auch irgendwie kennen. Alles logisch.

Problematisch wird es erst dann, wenn man ohne diese Netzwerke nirgends mehr reinkommt oder wenn, wie in dem berüchtigten Eton-Netzwerk, eine kleine, eng miteinander verwobene Gruppe sich gegenseitig deckt, fördert und dabei gar keinen Bezug mehr zur Außenwelt hat. (Schön übrigens auch zu sehen in der Netflix-Serie “Anatomie eines Skandals”)

Gute Netzwerke, schlechte Netzwerke

Ganz ehrlich, als Frau, die nicht in der britischen Upperclass aufgewachsen ist, sind mir manche Hintergrundklüngeleien nicht nur suspekt, ich halte sie für enorm gefährlich. Gesellschaftlich, für den demokratischen Diskurs und das Vertrauen in die staatlichen Institutionen. Aber natürlich ist mir auch vollkommen klar, dass ein gutes Netzwerk mit tollen, inspirierenden Menschen unerlässlich ist, um sich beruflich weiterzuentwickeln. Es gibt quasi die gute und die dunkle Seite der Netzwerkmacht.

Das beginnt schon damit, dass wir Frauen uns diese Verbindungen jetzt selber schaffen müssen, weil wir eben nicht auf Strukturen zurückgreifen können, die schon unsere Großmütter genutzt haben. Zu dieser Einsicht kam 2018 auch Melly Schütze und gründete das Netzwerk “Nushu Female Business”:

“Wieso gibt es immer noch so wenig Gründerinnen in Deutschland? Warum spiegelt sich Vielfalt als gesellschaftliche Realität noch nicht in den Spitzen von Wirtschaft, Politik und Medien? Woran liegt es, dass Frauen zwar erwiesenermaßen die besseren Netzwerkerinnen sind, aber es deutlich weniger für Karriereentwicklung, Eigen-PR und Ressourcenzugang nutzen? Ganz schön viele Fragen. nushu-Gründerin Melly wollte nicht nur Antworten darauf finden, sie wollte Teil der Lösung sein. Bei nushu bist du deshalb nicht nur positions- und branchenunabhängig hervorragend vernetzt, sondern hast Zugang zu relevantem Wissen und Gestalterinnen, findest Mentorinnen und Sparring-Teams für deine Ziele und Ideen und kannst selbst Teil der Lösung werden.” mehr

So stellt sich das moderne Business-Netzwerk von Frauen für Frauen auf seiner Website vor. Dort soll Frauen die Chance gegeben werden, sich gegenseitig kennenzulernen, klüger zu machen und Mut zuzusprechen. Es gibt eine Akademie, in der Frauen durch Vorträge und Onlinekurse die Kompetenzen erhalten, sich beruflich weiterzuentwickeln. Speziell das Gründerinnen-Netzwerk ist enorm interessant. Generell haben wir ja eine eher mangelhafte Gründer:innenkultur in Deutschland und für Frauen scheint es leider immer noch recht schwer, dort Fuß zu fassen.

Das liegt natürlich nicht (nur) daran, dass sie in die männerdominierte Start-Up Szene nicht reingelassen werden, sondern auch daran, dass sich Frauen noch immer weniger zutrauen. Da kann ein Motivations- und Innovationstreiber wie nushu natürlich enorm weiterhelfen. Nur 15,7 Prozent aller Gründenden in Deutschland sind weiblich, Stand 2020. Im Jahr davor lag der Satz bei 15,1 Prozent. Ein kleiner Anstieg. Viel zu klein!

Auch außerhalb dieser Szene gibt es noch viel Veränderungsbedarf, so die Macherinnen von nushu:

“Viele Jobs werden gar nicht erst ausgeschrieben, sondern über Vitamin B, beziehungsweise berufliche Kontakte besetzt. Die Schätzungen hierzu variieren, der Anteil liegt wahrscheinlich zwischen 30 und 50 Prozent. Eine Faustregel lautet: Je größer ein Netzwerk und je vielfältiger in der Ausfächerung der Branchen und Hierarchien, umso mehr trägt es zur persönlichen Karriereentwicklung bei.” mehr

Nushunize the Uschiversum!

Für uns beim GUK werden hier natürlich offene Türen eingerannt! Ja zu einem Netzwerk aus starken, innovativen, coolen Frauen, die zusammen etwas erreichen wollen und keinen Bock haben, darauf zu warten, dass sie jemand einlädt! Nicht motzen, sondern machen! Genau dafür stehen auch wir.

Im Januar 2020 waren über 800 Frauen in diesem Netzwerk aktiv und es werden stetig mehr. Natürlich! Weil diese Art von Netzwerk großartig, hilfreich und inspirierend ist. Es ist ja kein Geheimnis, dass wir hier Fan von geilen Uschis sind, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.