Vom Caddie zum Champ – Golferin Sophia Popov
Redaktion: Marie-Christin Spitznagel
Liebe Uschis, heute wird es endlich mal wieder sportlich. Ich darf euch heute etwas über Sophia Popov erzählen. Eine junge Frau, die einen Sport, der eigentlich mit dem neofeministischen Feindbild ›alter, weißer Mann‹ verbunden ist, gehörig durchrüttelt – nämlich Golf. Sind wir mal ehrlich, Golf ist nicht unbedingt ein aufregender Sport, auch wenn er eine zentrale Rolle in einem der wenigen wirklich witzigen Adam Sandler Filme spielt. (Ich verkaufe an dieser Stelle wieder meine persönliche Meinung als allseits anerkannten Fakt. Widerspruch wird aber natürlich hingenommen) Trotzdem machen mich aufregende Außenseiterstorys auch in diesem Sport neugierig und Sophia hat eine wirklich filmreif dramatische Karriere hingelegt.
Also, macht es euch bequem – wir steigen ein in die spannende Laufbahn von Sophia Popov!
Wunderkind, Ausnahmetalent, früh gescheitert
Beginnen wir am Anfang. Sophia wird in der Nähe der US-amerikanischen Großstadt Boston geboren, wächst dann in einer idyllischen Kleinstadt in Süddeutschland auf. Sie kommt aus einer Sportlerfamilie und schon mit fünf Jahren wird ihr Talent für Golf entdeckt und gefördert. Sie trainiert fleißig, nimmt an Jugendturnieren teil und erhält ein Sportstipendium an der University of Southern California in Los Angeles. Dort studiert sie Kommunikationswissenschaften und qualifiziert sich für die Ladies PGA Tour, die wichtigste Turnierserie. Von dort an sollte es nur noch bergauf gehen. Eigentlich.
Ganz klar – Sophia besitzt optimale Voraussetzungen für den Weg in den Profisport. Aber der große Durchbruch gelingt ihr nicht so einfach. Ihr Körper macht nicht mit. Es dauert drei Jahre und über zwanzig Ärzte bis herausgefunden wird, was mit ihr nicht stimmt – sie leidet an Lyme-Borreliose. Eine fiese Krankheit, die durch Zecken übertragen wird. Müdigkeit, Gewichtsverlust und andere Symptome lassen sie weit unter ihrem eigentlichen Niveau spielen.
Sie fällt aus dem Teilnehmerfeld der Ladies PGA Tour und ihre Rückkehr scheitert bei der Qualifikation nur im einen Schlag. Nur ein Schlag fehlt zu ihrem Comeback. Kein Wunder, dass Sophia zu diesem Zeitpunkt den Golfschläger an den Nagel hängen will. Doch das hier wäre keine »Geile Uschi« Story, wenn Sophia tatsächlich einfach aufgegeben hätte.
Dem Rat ihres Freundes Maximilian Mehles folgend: »Entscheide dich und dann gib 100 Prozent«, entscheidet sie sich dafür weiterzumachen, und kämpft sich zurück an die Spitze.
Sie meldet sich bei einer zweitklassigen Tour an, um überhaupt spielen zu können. Aber dann kam 2020 und der Spielbetrieb wurde wegen der Corona-Krise eingestellt. Also spielt sie stattdessen bei der drittklassigen Cactus Tour in den USA. Von drei Turnieren gewann sie drei und schaffte es dann sogar auf die Plätze bei den höchstklassigen Turnieren – als Caddy ihrer Freundin Anne van Dam.
Menschen mit fragilerem Ego wären sich dafür vielleicht zu schade, aber Sophia macht mit und bleibt dran.
Comebackstorys sind mit großem Finale am schönsten
Ein Glück ist Sophia so hartnäckig. Als mehrere Spielerinnen ihre Teilnahme am zweiten Turnier der LPGA absagen, kann sie nachrücken und sich für das British Open qualifizieren. Sie steht zu diesem Zeitpunkt auf Nummer 304 der Weltrangliste.
Dann gelingt ihr in Schottland der Sieg, als dritter Golfer aus Deutschland und erste deutsche Frau bei einem Major Turnier. Nun ist sie auf Platz 24 der Weltrangliste – ein Sprung von 280 Plätzen. Das ist schon mal ne Nummer! Dieser historische Sieg, ein knappes Jahr nachdem sie dem Sport fast den Rücken gekehrt hätte, ist eine unglaubliche Leistung!
Die deutschen Zeitungen feiern sie mit Schlagzeilen wie »Vom Caddie zum Star - Der unglaubliche Triumph der Sophia Popov« (Tagesspiegel) und »Vom Aushilfscaddie zum Golfstar: Sophia Popovs Cinderella-Story« (SWR).
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»Ich hätte letztes Jahr fast aufgehört zu spielen. Gott sei Dank habe ich es nicht getan. Es fühlt sich unglaublich an. Da steckt viel harte Arbeit hinter. In den letzten sechs Jahren musste ich mich durch so viele Schwierigkeiten kämpfen«, sagt sie Reportern nach ihrem Sieg. Ihre Krankheit hat sie nun endlich gut im Griff, auch wenn sie hin und wieder noch Symptome spürt. Ihr Freund Maximilian war ihr auch in Schottland eine große Stütze, auch er ist auf dem Weg zum Golf-Profi, im schottischen Troon war er als Caddie und Cheerleader dabei, der ihr auch als erster nach diesem Sieg gratulierte.
Sie selbst nutzte dann ihren Sieg dafür andere zu inspirieren »Wenn du jemals über Aufgeben nachdenkst, gib nicht auf. Denk darüber nach, dann denke noch einmal darüber nach und kämpfe dich einfach durch.«
Es bleibt spannend
Diesen Kampfgeist wird Sophia nun auch weiterhin brauchen, denn die strengen (und etwas absurden?) Regeln des LPGA erlauben ihr nicht bei den nächsten Major Turnieren anzutreten. Präsident Mike Whan äußerte sich der Presse gegenüber fast entschuldigend: »Ich bin selbst ein Fan, saß weinend vor dem Fernseher, als Sophia die British Open gewann.«
Die Regeln sollen in der Saisonpause diskutiert werden, aber Sophia wird das in diesem Jahr nicht mehr helfen, die nächsten Turniere werden ohne sie stattfinden. Aber, ganz ehrlich, das wird sie nicht davon abhalten, weiterhin eine grandiose Karriere hinzulegen. Sie hat sich schon einmal von unten nach oben gearbeitet und wird es wieder tun!
Wir drücken ihr die Daumen, denn wir alle können uns von dem Kampfgeist dieser geilen Uschi noch die eine oder andere Scheibe abschneiden!