Sie liebt ihren Job - trotz allem: Krankenpflegerin Franziska Böhler

 

Es ist wieder Zeit, euch eine ganz besondere, megacoole Uschi vorzustellen. Ich liebe diese Uschi-Präsentationen, weil ich so auch immer wieder inspirierende Frauen finde, mit denen ich meinen Insta-Feed vollknalle. Die heutige geile Uschi hatte ich da allerdings schon seit einer ganzen Weile drin und freue mich unheimlich, dass ich jetzt über sie schreiben darf!

In diesem Text geht es um  Franziska Böhler – oder Fabulous Franzi, wie sie sich auf Instagram nennt. Dort zeigt sie sich in ihrem Alltag als Gesundheits- und Krankenpflegerin (Krankenschwester sagt man seit 2004 nicht mehr). Es ist unheimlich spannend und aufschlussreich, ihre Erfahrungen so hautnah mitzuerleben. Und sie machen mich wütend! Wenn sie über ihre Erfahrungen spricht, die Probleme beschreibt, die Pflegepersonal tagtäglich erleben und all die abwendbaren und vorhersehbaren Probleme des Pflegekräftemangels benennt. 

Es ist kein Geheimnis, dass während der Coronakrise deutlich wurde, wer tatsächlich gesellschaftlich wichtige Arbeit leistet und geleistet hat. (Und daher auch deutlich mehr Kompensation verdient!) Das Personal der Krankenhäuser ist überarbeitet, wichtig und stark gefordert. Ein Problem, das sich in den nächsten Jahren noch verstärken wird. “Der Bertelsmann Pflegereport” der Bertelsmann Stiftung prognostiziert 500.000 fehlende Pflegekräfte in den nächsten 10 Jahren. Die sowieso schon überarbeiteten Pfleger*innen werden so stetig weiter überfordert. 

Ich stand auch auf meinem Balkon und habe geklatscht, aber wir alle wussten doch, dass es dabei nicht bleiben kann, oder? Dachte ich jedenfalls. Ich war mir sicher, dass Maßnahmen folgen würden, die Berufe in der Krankenpflege nun attraktiver zu machen. Aber scheinbar ist nicht viel passiert. Bis jetzt.


Es ist nicht so, als wüssten wir nicht, was auf uns zukommt

Das Problem des Pflegekräftemangels ist bekannt, schon seit einer Weile und nach fast zwei Jahren Corona ist die Situation nicht weniger prekär. Denn Coronapatient*innen auf der Intensivstation sind sehr aufwändig zu pflegen. Das ohnehin wackelige Gesundheitssystem steht kurz vor seinem Kollaps, denn in den nächsten 10 Jahren wird die geburtenstarke Generation der Baby Boomer vermehrt die Krankenhäuser belegen. 

In ihrem Buch I'm a nurse. Warum ich meinen Beruf als Krankenschwester liebe - trotz allem beschreibt Franziska die aktuelle Situation und ihren Alltag auf der Intensivstation:

“Es gab Dienste, da ging keiner mehr normalen Schrittes über die Station, wir rannten, manchmal stundenlang: einmal kurz zu einem Schwerstkranken, dann kurz zum anderen, um bei jedem Patienten wenigstens die Minimalversorgung zu gewährleisten [...] Wir traten Feuer aus – so nennen wir das, nur unter uns natürlich. Oder auch Damage Control. Aber irgendwann, an diesem einen Nachmittag, ging nicht einmal mehr das. Wir schafften es einfach nicht mehr, es gab dermaßen viel zu tun, dass keiner mehr wusste, wo er zuerst anfangen sollte. Also standen drei Schwestern da und heulten.”


Franziska ist inzwischen auf eine andere Station gewechselt, da sie die Dauerbelastung nicht mehr aushielt und sie ihr Privatleben negativ beeinflusste. Aber Franziska hat das Problem natürlich nicht aus den Augen verloren und ruft jetzt, gemeinsam mit dem Magazin stern, zu einer Revolution der Pflegekräfte auf und unterstützte die stern Bundestagspetition “Pflege braucht Würde”


Auf den Intensivstationen fehlen circa 5000 Pflegekräfte

The fabulous Franzi

Pflege braucht Würde – und wir brauchen die Pflegekräfte. Gerade während der Coronagesamtsituation sprechen wir immer wieder über freie Betten auf den Intensivstationen. Aber wenn es kein Personal gibt, die auf diesen Stationen arbeiten können, ist diese ganze Debatte sinnlos. Aktuell sind circa 5000 Stellen zu besetzen auf den Intensivstationen. Insgesamt sind bundesweit um die 100.000 Pflegestellen unbesetzt.

Franziska hat es sich zur Aufgabe gemacht, darüber immer wieder zu sprechen und ihre große Plattform zu nutzen! In einem Interview mit dem Magazin stern erklärt sie ihren Standpunkt.


“Substanziell hat sich für meine Kollegen und Kolleginnen auf Station gar nichts geändert. Ich habe für ein bisschen Aufsehen gesorgt, die Gemüter erregt und vielleicht auch den allerletzten erreicht mit der Botschaft, dass wir ein massives Problem haben. Aber das, was wir erreichen wollten, nämlich eine Verbesserung auf Station, am Bett, am Patienten, auf der Ebene hat sich nichts getan. Das ist ein Gefühl von Machtlosigkeit. Ich kämpfe gegen Windmühlen, ich strampele mich ab, ich versuche, mir immer was Neues einfallen zu lassen. Versuche Petitionen, unterstütze Organisationen, investiere viel Zeit, viel Energie und im Endeffekt verpufft es. Und das ist eine schallende Ohrfeige. [...]

Der revolutionäre Gedanke ploppt auf. Und die Revolution muss von innen kommen. Das heißt: Dienst nach Vorschrift machen, nicht mehr einspringen, das System einfach nicht mehr aus Eigeninitiative und Mehrarbeit am Leben halten. Vielleicht muss in der Talkshow mal jemand aufstehen und dem Gesundheitsminister ein Glas Wasser ins Gesicht schütten. Weil dieses salbungsvolle Diskutieren hat keinen Benefit, es bringt nichts. Vielleicht sollte auch jeder deutschlandweit sein Arbeitszeugnis anfordern. Dass man mit Kündigung droht. Dass wir Zukunftsszenarien einfach plastischer darstellen. Es ist ja reine Mathematik, wie wir in 20 Jahren dastehen. Pflegebedürftige und Pflegepersonal. Die Diskrepanz wird ja von Jahr zu Jahr größer.”


Franzi bezieht immer wieder Stellung zu gesellschaftlichen Themen, zeigt Haltung und klare Kante

Es ist so deprimierend, dass vorhersehbare Probleme nicht angegangen werden. Und das beschränkt sich nicht nur auf den Pflegenotstand, sondern auch auf den zweiten Coronaherbst oder die Auswirkungen der Klimakrise. 

Damit der Notstand in der Pflege nicht vergessen wird, ist es wichtig, dass Menschen wie Franzi, die auf Instagram ihren 278.000 Followern immer wieder zeigt, wie ihr Alltag als Pflegerin aussieht, zuerst in der Intensivmedizin, inzwischen in der Anästhesie. 

Und auch wir dürfen dieses Problem nicht aus den Augen verlieren, denn es betrifft früher oder später uns alle. 

Doch nicht nur über die prekäre Pflegesituation klärt Franzi auf Instagram ihre fast 300.000 Follower auf. Nein, sie bezieht auch immer wieder Stellung zu vielen gesellschaftlichen Themen, zeigt Haltung und klare Kante, wo immer es geht. Dabei ist Franzi wunderbar on point, authentisch, echt und ehrlich. Sie scheut sich auch nicht davor, ihren “Fans” mal ordentlich die Ohren lang zu ziehen und Dinge, die sie nerven, beim Namen zu nennen. So prangert sie z.B. unter anderem in einem ihrer letzten Posts (14.08.2021) die üble Haudrauf-Kultur im Netz an. Ihre Meinung und Haltung dazu äußert sie stets sehr reflektiert. Allein für solche Posts möchten wir Franzi knutschen: 

“Wisst ihr was? Ich bin pro Impfen. Eine meiner besten Freundinnen ist nicht geimpft, genauso wie andere im Freundeskreis. Und jetzt kommt der Oberknaller: Wir lieben uns trotzdem. Wir feiern, reden und leben. Ich hab irgendwann den Zeitpunkt verpasst, an dem Kommunikationskultur so elend verroht ist wie gerade in diesem Moment. Habt ihr verlernt, konstruktiv zu sprechen? Haltungen zu akzeptieren? Wissenschaftliche Fehlinterpretationen höflich zu monieren? Euch auszutauschen ohne euren Gegenüber zu beleidigen? Was zur Hölle ist schief gelaufen? Ich kann die Impfung protegieren und versuchen mich differenziert auszutauschen ohne jemandem die Pest an den Hals zu wünschen - das gleiche erwarte ich von meinem Gegenüber. Wie besteht man da im „richtigen“ Leben eigentlich? Wie klärt man denn zur Hölle in der realen Welt Konflikte? Freunde! Wacht auf! Wacht auf und benehmt euch wie Menschen die Kommunikationsmanieren und ein Fünkchen Höflichkeit besitzen.

Franziska Böhler

Und jetzt kommen die restlichen Hard Facts: Ich habe nie etwas anderes gewählt als grün oder links - ich gehe mit einem kranken Meerschweinchen sofort zum Tierarzt, ich trinke lieber Bier als Sekt, ich esse nur einmal die Woche Fleisch, ich verhüte hormonfrei - achte auf ausgewogene Ernährung und ich rauche ab und zu. 

JA. Mein Leben und meine Empfehlungen sind Verantwortung wegen der immensen Reichweite - trotzdem bin ich keine Heilige. Das seid ihr übrigens auch nicht. Deswegen lüge ich weder Veganismus noch fanatische Nachhaltigkeit vor - in beiden Disziplinen übe ich noch. Entbindet euch das von eurer Netiquette? Wo sind eure fucking Social Skills geblieben? Wo ist das „practice what you preach“? Zieht die Arschbacken zusammen und versucht einfach anständig in eurer Meinungsäußerung zu sein. Was zur Hölle ist denn passiert?!”


Franzi ist damit auch ein Beispiel dafür, dass man Reichweite auf Instagram nicht nur für stupide teuer bezahlte Product-Placements nutzen kann, sondern für wirklich wichtige und relevante Dinge. 

Franzis Insta-Name ist “thefabulousfranzi”. Und fabulös, liebe Franzi, das bist du wirklich. Danke, dass du mich regelmäßig wütend machst. Danke für deinen unermüdlichen Einsatz, du geile Uschi. 


Franziska Böhler ist als Rednerin beim großen GEILE USCHI KONGRESS N°3 am 22.10.2022 dabei!

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