Hast du GRIT?
Redaktion: GUK-Macherin Henriette Frädrich
Man sagt erfolgreichen Menschen (wie auch immer man Erfolg definiert) ja nach, sie hätten wahnsinnig viel Durchhaltevermögen, einen starken Willen, ausgeklügelte Morning-Routinen und vor allem Disziplin. Klingt das nach Spaß, Freude und Erfüllung? Eher weniger.
Menschen, die über viele Jahre hinweg mit nie nachlassender Leidenschaft und Begeisterung an ihren Projekten basteln und tüfteln, faszinieren mich. Menschen, die eine Mission haben, Menschen, die innerlich so angetrieben sind, dass sie so lange weitermachen, bis der große Erfolg und der große Durchbruch kommt. Haben diese Menschen die oben genannten Eigenschaften? Mit Sicherheit. Aber was diese Menschen vor allem haben, und das ist das Entscheidende, ist „Grit“. Denn ohne diese tiefste innere Überzeugung, ohne inneren Antrieb, ohne diesen inneren Sog ist auch das ambitionierteste und disziplinierteste Projekt irgendwann zum Scheitern verurteilt.
Grit ist die Summe aus Beharrlichkeit und Leidenschaft. Grit hilft uns, langfristige Ziele zu verfolgen und zu erreichen, auch wenn es Jahre dauert. Grit sorgt dafür, dass wir die mühseligen Hundejahre, in denen wir uns abmühen, ackern und investieren, mit Demut, Geduld und ja, trotz allem auch mit der der Freude am Tun, überstehen. Grit sorgt dafür, dass das, was wir tun, sich richtig anfühlt und wir stoisch weiter machen. Weil wir gar nicht anders können.
I´m on fire
So geht es mir z.B. immer wieder mit den geilen Uschis. Ich liebes es, am und für das Uschiversum zu arbeiten und zu tüfteln. Produziere Content und Ideen ohne Ende, habe so viel vor. Bin sowas von on fire. Will rund um die Uhr daran arbeiten. Und es wird mir nie langweilig, im Gegenteil (Und mir wird, Hallo Scanner-Persönlichkeit, normalerweise sehr schnell langweilig und Projekte langweilen mich eigentlich sehr schnell und ich will wieder etwas anderes machen. Aber nicht so bei den Uschis! I love my Uschis!) Und all das, obwohl die wirtschaftliche Seite mich eher in die Verzweiflung treiben müsste. Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen um das zigfache. Fettes Minus auf dem Konto. Seit Monaten. Ich finanziere das alles mit Ach und Krach, hangele mich irgendwie von Monat zu Monat. Das wäre ein Grund, alles hinzuschmeißen. Aber gegen diesen Sog, immer weiter zu machen, komme ich nicht an. Ich werde weiter gezogen. Eine Stimme flüstert mir zu, mach weiter, früher oder später kommt der „Erfolg“, auch finanziell wird sich das alles irgendwann von selbst tragen. Ich betrachte das auch immer mehr als „Prüfung“, das Universum-Uschiversum stellt mich auf eine Probe und möchte wissen, wie ernst ich das eigentlich alles meine. Und das beweise ich gerade. Ich meine es verdammt ernst. Ich habe GRIT.
Es sind eben nicht IQ, Talent, Disziplin und Umfeld, die über den Erfolg eines Menschen entscheiden, sondern die Mischung aus Ausdauer, Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft. Diese These belegt die US-amerikanische Neurowissenschaftlerin und Psychologin Angela Duckworth in ihrem gleichnamigen Buch „Grit“.
Be the grit with you!
Die großartige Serie „Das Damengambit“ wurde auf Netflix weltweit bereits von über 63 Millionen Menschen angeschaut, gehört zu den erfolgreichsten Netflix-Produktionen und macht Schach zu einem Global Trend. Der Producer Allan Scott hat 30 Jahre an dem Projekt gearbeitet, das Drehbuch neunmal umgeschrieben und wurde von zig Studios nach Hause geschickt. Niemand wollte das Ding. Alle sagten: Niemand interessiert sich für Schach! Tja nun, der Rest ist Geschichte. That´s real Grit!
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Oder die deutsche Comedienne Alina Bock, die ich persönlich noch aus meinen TV-Redaktionszeiten kenne, wo wir beide uns vor zig Jahren (verdammt, es sind in der Tat 15 Jahre her!) als Jungredakteurinnen und Praktikantinnen in einer großen deutschen TV-Produktionsfirma tummelten. Alina schaffte es damals zu Teenie-Idol-Ruhm, sie war Mitglied der Band BeFour (gerne mal die Kids fragen, die können was damit anfangen), damals ein RTL2-Reality-TV-Hit. Nach dem Ende der Band-Geschichte ging Alina nach „Hollywood“, Los Angeles. Denn sie wollte Schauspielerin werden/sein, am liebsten im Bereich Comedy. Der große Traum vom amerikanischen Traum eben. Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere dachte, ja is klar, Mädel, träum weiter, Hollywood hat sicher nicht auf noch eine hübsche Blondine gewartet, die auf den großen Durchbruch wartet. Und was macht Alina? Ich habe sie immer mal wieder aus der Ferne beobachtet, auf ihrem Instagram-Channel geschaut, was sie so treibt, denn ja, ich war neugierig, und ja, klar fand ich das auch total spannend, dass jemand, den ich (wenn auch nur flüchtig) kenne, mal eben nach Los Angeles geht und an seinem Traum arbeitet. Und was hat Alina gearbeitet. Über Jahre hinweg hat Alina sich auf dem harten L.A.-Pflaster behauptet, gearbeitet, experimentiert. Kleinere Rollen und Projekte mal hier und da gehabt. Aber alles in allem nie der „große Durchbruch“. Aber ich glaube, Alina war von dem Wunsch, im Bereich Comedy durchzustarten, genauso angetrieben wie ich mit den Uschis. Stoisch weiter machen. Und wenn es Jahre braucht. Denn man will eben nichts anderes, verdammt.
Und so arbeitete auch Alina seit vielen Jahren in Los Angeles beeindruckend beharrlich und hart an ihrer Comedy-Karriere. Jahrelang ohne den großen Durchbruch. Aber sie wollte das mit der Comedy. Unbedingt. Es war und ist voll ihr Ding (Schaut euch unbedingt ihre Videos bei TikTok oder Instagram an, so unfassbar gut!) . Sie hat immer weiter gemacht, weiter gelernt, immer mehr ausprobiert. Nie aufgegeben. Während der Corona-Pandemie hat sie TikTok für sich entdeckt und dort regelmäßig zum Schreien komische (und verdammt gute!) Clips produziert. Und auf einmal gehen die Clips auf den Social Media Channels viral. Ihre Videos werden millionenfach gesehen, ihre Followerzahlen explodieren. Mittlerweile kann sich Alina vor Anfragen kaum noch retten und ihre Millionen Fans lieben und feiern sie für ihre brillanten Videos. That´s real Grit. Und der Erfolg und der „Hype“ um Alina ist sowas von verdient. Ein sehr schönes Interview mit Alina dazu gibt es z.B. bei jetzt.de.
Ja, ich bin ein Fangirl von Alina. Und sehr oft denke ich an sie, wenn ich doch mal mit den Uschis struggle und hinschmeißen will, weil es eben doch alles noch sehr, sehr mühselig ist, voran zu kommen, die Community wachsen zu lassen und (noch) kein Geld damit zu verdienen. Aber dann denke ich an Alina, und sage mir: Be like Alina, bleib dran, arbeite hart, mach weiter. Jeden Tag. Jeden Monat. Jedes Jahr. Irgendwann haben auch die Uschis ihren „großen Durchbruch.“ Alina ist mein persönliches „Grit-Girl“, mein Grit-Rolemodel, mein Grit-Idol.
Es ist wie mit der Liebe: Grit kann man nicht künstlich erzeugen
Grit kann man im Übrigen nicht lernen oder künstlich erzeugen. Es ist wie mit der Liebe. Grit ist einfach da. Oder eben nicht. Und vielleicht lohnt es sich, jedes Vorhaben und jedes Projekt immer mal wieder auf den Grit-Faktor hin zu überprüfen. Denn die Projekte, bei denen wir die Magie des Grits nicht spüren, sind vielleicht die Pferde, von denen wir besser absteigen sollten. Denn ohne Grit macht es keinen Spaß und das Projekt gerät zur Tortur und Qual.
Was auch immer ihr plant oder gerade umsetzt: Be the grit with you!
Eure grittige Ober-Uschi
Henriette