Kampf gegen Verschwörungstheorien: Bürgerrechtlerin, Politologin und Autorin Katharina Nocun

 

Redaktion: Marie-Christin Spitznagel

Meine Lieben, heute möchte ich mich einem ernsteren Thema widmen. Die Dame, über die ich heute schreiben darf, ist beschäftigt sich mit einem der größten und brennendsten Probleme unserer Zeit, dem gesellschaftlichen Rechtsruck und der gezielten Verbreitung von falschen Informationen im Internet. Damit hat sie sich keine kleine Aufgabe gestellt.

Die Feinde im Inneren

In den letzten vier Jahren hat die ganze Welt dabei zusehen können was passiert, wenn ein einflussreiches Land einen Internettroll als Präsidenten wählt. »Alternative Fakten«, glatte Lügen und ein wenig dezentes Flirten mit Rechtsradikalen war alltäglich. Aber schon in den Jahren zuvor und auch danach wurden in einigen anderen Ländern ähnliche Typen gewählt (manche mehr, manche weniger demokratisch) und haben ihre Amtszeit damit verbracht mehr oder weniger heimlich die demokratischen Institutionen ihrer Länder auszuhöhlen.

Diese Entwicklung ist so offensichtlich wie erschreckend und teilweise sitze ich vor den Nachrichten und frage mich, was eigentlich schief gelaufen ist. Diese Frage hat sich auch Katharina Nocun gestellt. Sie ist deutsch-polnische Publizistin, Politik- und Wirtschaftswissenschaftlerin, ehemalige Netzaktivistin, Bloggerin und Politikerin. Ihre Kernkompetenze ist also eine Antwort auf die Frage zu finden, wie wir Social Media, das Internet allgemein und unsere moderne Politik miteinander in einen Einklang bringen können.

Auf ihrer Website schreibt sie: »Unsere Demokratie ist heute so zerbrechlich wie nie zuvor. In ganz Europa sind rechte Parteien auf dem Vormarsch. In Deutschland brennen wieder Asylunterkünfte. Rechtsextreme sitzen im Parlament. Wir leben in unruhigen Zeiten. Für selbstverständlich gehaltene Errungenschaften werden von Ewiggestrigen in Frage gestellt. Wohin das führt sehe ich in meinem Geburtsland Polen. Dort hat die national-konservative PiS kritische Journalisten aus den öffentlich-rechtlichen Medien entfernt, die Unabhängigkeit der Justiz ausgehöhlt und die Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Ganz Europa rückt nach Rechts. Verschwörungsideologen üben den Schulterschluss mit der Neuen Rechten. Dieser Entwicklung sollten wir nicht tatenlos zusehen.«

Nein. Das sollten wir nicht. Aber was können wir tun? Wie erklären wir Menschen, die ihre Nachrichten nur aus Facebookgruppen bekommen, dass dort nicht alles wahr ist? Wie argumentiert man, wenn unbequeme Wahrheiten als Lügen abgetan werden? Wie diskutiert man, wenn man nicht einmal mehr eine gemeinsame Grundlage hat? In liberalen Staaten geht die aktuelle Gefahr nicht von den Staatsführern aus, sondern von denen, die so tun als würden sie gegen einen oppressiven Staat rebellieren, während sie gleichzeitig versuchen, einen aufzubauen.

Netzaktivismus deluxe

Katharina stellt diese Fragen in ihrem Blog und in ihrem Podcast, sie diskutiert sie mit ihren Gästen und weist unermüdlich auf die Gefahren von Internetlügen hin.  Dafür ist sie zweifelsfrei die richtige Frau, den Katharina ist eine der erfahrensten Netzaktivistinnen, die Deutschland und die EU zu bieten haben. Ihre Masterarbeit schrieb sie über Markteintrittschancen dezentraler sozialer Netzwerke und war von 2012 bis 2016 Mitglied der Piratenpartei. Vielleicht erinnert sich noch jemand an diese junge Internetpartei, die mit guten Ideen und schlechten Strukturen leider an sich selbst zerbrach? Jedenfalls war Katharina für sie auf EU-Ebene eine der führenden Kritikerinnen der Vorratsdatenspeicherung. Sie organisierte Protestaktionen und vertrat die Organisation »Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung« bei Anhörungen vor der Europäischen Kommission.

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Aber auch das Datensammeln durch große Konzerne ist Katharina schon lange ein Dorn im Auge. 2018 erschien ihr Buch »Die Daten, die ich rief: Wie wir unsere Freiheit an Großkonzerne verkaufen.«

2020 hat sie ein Buch mit Pia Lamberty geschrieben »Fake Facts – Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen« in dem sie sich noch intensiver mit diesem Thema auseinandersetzt.

Sie hat auch ganz viel anderen coolen Kram gemacht, den ich hier jetzt nicht komplett auflisten will, sonst glaubt man noch, ich hätte nur ihre Wikipediaseite kopiert. Wenn ich es resümiere mit: »Katharina Nocun setzt sich ein für Wahrheit und Freiheit, auch aber nicht nur, im Internet«, dann klingt das schrecklich pathetisch, aber ist tatsächlich die (jedenfalls mir) bestmögliche Zusammenfassung.

Der Preis dafür, Überzeugungen zu haben

Katharina hat Prinzipien und steht für sie ein. Weil sie eine geile Uschi ist. Sie spricht Themen an, die wichtig sind und immer wichtiger werden. Damit macht sie sich natürlich nicht nur beliebt. In einem ihrer Blogbeiträge beschreibt sie, wie gefährlich es inzwischen ist sich öffentlich gegen Nazis und Rechtsextreme zu stellen, vor allem als Frau.

»Ziemlich genau vor sechs Jahren habe ich wie jeden Morgen den Briefkasten geleert. Beim Kaffee habe ich mir dann einen an mich adressierten Brief von einer wildfremden Person durchgelesen. Das bedrohliche (sic!) War nicht der Inhalt. Und ganz sicher auch nicht die Schriftart (›Comic Sans‹). Sondern dieser Gedanke: ›Der weiß, wo ich wohne‹.«

Ich empfehle, diesen Beitrag unbedingt zu lesen, auch wenn wirklich schwer zu ertragen ist. Er erinnert mich an die Geschichte von Idil Baydar, eine grandios-geile Uschi über die ich bereits schreiben durfte und die auch beim Geile Uschi Kongress No. 2 auftrat. Auch sie berichtet von diesen persönlichen Bedrohungen aus rechten Netzwerken.

Wie traurig es doch ist, dass »Rassismus ist kacke« auf einmal wieder zu einer kontroversen Aussage geworden ist. Ich dachte, wir wären schon weiter.

Und nun?

Was tun wir also, um die aktuelle Entwicklung aufzuhalten? Letztendlich stehen wir alle, als Gesellschaft in der Verantwortung uns gegen Lügen und Verschwörungsmythen zu wehren. Das beginnt schon im Kleinen, in der eigenen Familie. Wir dürfen den öffentlichen Diskurs weder den Populisten überlassen, noch Menschen ausschließen. Auf sozialen Netzwerken wie Facebook versucht die Gruppe »ich bin hier« den Hass in den Kommentarspalten durch kluge und empathische Gegenkommentare auszugleichen. Aber letztendlich müssen wir agieren, statt nur zu reagieren.

Deswegen lese ich auch in Zukunft weiter Katharinas Blog und höre ihren Podcast. Für kluge Anregungen, und um mich damit nicht so allein in dem Meer aus ätzenden Kackkommentaren zu fühlen.

Danke für deinen Einsatz, du geile Uschi!

 

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